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Motte - Gräfin Bismarck
- ✞ Im Sternenhimmel
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Hallo Frau Keller,
nun muss ich doch wohl mal ran - ich drücke mich schon etwas länger davor: endlich aufzuschreiben, wie die letzten Wochen/Monate und auch der letzte Tag mit Motte verlaufen sind/ist. Bin wohl noch gut am Verdrängen. Aber es hängt mir so ja auch immer im Kopf. Wo fange ich an?...
Im Oktober 2008, Februar und Juli 2009 (mit Röntgen) haben wir sie kontrollieren lassen. Schon im Mai 2009 sind uns diese schuppigen Teile auf ihrer Haut aufgefallen, wir waren damals noch bei einem anderen Tierarzt, es schien aber nichts Gravierendes zu sein. Im Juli hatte sie auch öfters neurologische Störungen im rechten Hinterbein. Tage später ist sie die Kellertreppe runtergefallen (wir hatten die Tür bis dahin nur nachts zu, weil sie dann dort vorbeigehen musste, um zum Schlafplatz zu kommen); eigentlich war sie hinter mir hergelaufen, hat dann aber eine Linksdrehung gemacht und ist gestürzt. Es war wirklich schlimm: sie hat dort gelegen auf der Seite und sich beschwert. Wir durften sie auch nicht anfassen und ihr hochhelfen. Dann kam sie allein die Treppe wieder hoch. Kurze Zeit humpelte sie. Dann kam eine humpelfreie Zeit. Dann gings wieder los und wir haben sie untersuchen lassen: Cortison als Schmerzmittel, was keine Reaktion zeigte.
Auch wegen ihrer wieder zunehmenden Unruhe, Zitterattacken am ganzen Körper und den Störungen in den Hinterbeinen suchten wir im September letzten Jahres eine Naturheilpraxis auf: ich hoffte, dass ihr Akupunktur helfen könnte. Die TÄin wollte aber aufgrund Mottes weiterhin verschlechterten Hautlage keine Nadeln setzen und suchte nach Ursachen. Die Diagnosen gingen von Pilz, wobei die Ärztin selbst nicht wirklich dran glaubte (September; wir durften sie dann baden, was für Motte und ihre Knochen natürlich sehr unangenehm war, weil Martin sie in die Wanne heben musste), zu Räude (November; einmalige Gabe von Stronghold - dabei wollte die Ärztin es belassen) bis hin zu Schilddrüsenfehlfunktion (das ergäbe auch so ein Hautbild). November 2009: geriatrisches Profil; nach mehrmaligem Drängen meinerseits (weil, egal, welche Diagnose rauskäme, man könne aufgrund ihres Alters sowieso nichts machen) endlich eine Röntgenaufnahme vom rechten Vorderbein (Diagnose erst unklar, dann hieß es nach Rücksprache mit ihren Kolleginnen Verkalkung der Sehnen).
Bachblüten für ihr Nervenkostüm (seit September), Karsivan 50 für die Durchblutung insbesondere der hinteren Extremitäten (seit November für ein paar Wochen), Dexboron forte zur Rekonvaleszenz (seit September bis zum Ende). Ab Dezember Forthyron 200 für die Schilddrüse. Und Glukosaminol zur Schmerzlinderung (mit Grünlippmuschel).
Traumeel und Zeel habe ich ihr zeitweise dann noch zusätzlich gegeben für ihre Knochen und Gelenke.
Ich habe immer wieder gefragt, kann es nicht noch was anderes sein, denn sie verlor weiterhin Fell, wurde dünner, obwohl sie gut gefressen hat, in den Hinterbeinen hatte sie Muskelschwund (das würde am Alter liegen...), obwohl sie so viel rumlief aufgrund ihrer Unruhe und wir sie sogar beim Futtern immer wieder anhalten mussten, damit sie nicht mehr Energie verbraucht als aufnimmt... Nein, sie wäre "austherapiert".
Motte wurde zusehends unruhiger, musste immer häufiger pinkeln (obwohl sie fast nur über das Dosenfutter Flüssigkeit aufnahm), ihr anfängliches rechtes Drangwandern, was für eine Weile ja fast weg war und man mit ihr gut spazieren konnte, wandelte sich in ein linkes Drangwandern (was evt. an ihrem rechten Humpelbein lag - oder umgekehrt: humpelte sie so, weil sie sich immer so im Kreis drehte?!), so dass sie fast nur noch an der Leine laufen konnte, weil sie sich drehenderweise immer weiter von uns entfernte und nicht wieder ranzuholen war. Sie humpelte weiterhin. Ihr Fell wurde weniger und weniger (wir hatten sie die letzten Monate mit einem Pulli oder einer Decke beim Liegen warmgehalten und draußen lief sie fast nur noch mit ihrem Mäntelchen mit Strickschlauch darunter rum). Sie wurde immer leichter. Man konnte sie schon lange nicht mehr, auch für kurze Zeit (2 Stunden oder so) allein lassen: sie ist dann meist gleich aufgestanden, hat ihre Geschäfte drinnen erledigt (obwohl sie vorher draußen war und sich entleert hatte), ist durch ihre Hinterlassenschaften gelaufen und immer weiter, weiter... Hinlegen konnte sie sich so gut wie nicht mehr allein; wir legten sie also auch noch ab, damit sie sich nicht weiter und weiter dreht und nach Ewigkeiten (evt.) dann zusammenkracht. Sie zog sich diverse Verletzungen zu, weil sie stolperte, irgendwo gegenlief oder hängen blieb. Am Ende sah sie aus wie ein Hund, der nichts zu fressen kriegt, vernachlässigt und geschlagen wird. Schlimm! Das Foto 3239 ist drei Tage vor ihrem Tod entstanden.Letztendlich hat sich herausgestellt, dass sämtliche Diagnosen falsch waren. Ich sprach mit einer befreundeten Tierärztin (die leider keine eigene Praxis hat, aber in der Tierärztlichen Hochschule arbeitet) darüber und sie meinte, Mensch, vielleicht hat sie Eierstockkrebs! Wir sind dann zu ihr zum Ultraschall gefahren, wobei sie nichts feststellen konnte. Vermutete aber dann aufgrund ihres "Drangwanderns", dass sie "Morbus Cushing" hat und hat uns am gleichen Tag einen Termin in der TiHo besorgt. Wir waren 8 Stunden mit ihr in der TiHo und es war wirklich sehr anstrengend für Motte;: Blutabnahmen, Hautgeschabsel (das hätte die andere Ärztin auch machen müssen, wollte aber nicht wg. ihres Hautzustandes...), Augenuntersuchung, auf die Tische rauf und runter, Röntgen, Ultraschall (dabei noch Punktierung der Blase, was Motte offenbar gar nicht so merkte - aufatmen!), neurologische Untersuchung. Besonders schlimm waren Röntgen und Ultraschall, weil sie auf den Tisch gehoben, gestreckt werden und auf dem Rücken liegen musste. Wenigstens hatten sie beim Ultraschall ein großes Kissen untergelegt. Bei der neurologischen Untersuchung musste sie nur auf den Vorderbeinen laufen (und das in ihrem Zustand), und wenn sie nichts sehen konnte, dann erst lief sie geradeaus.
Was rauskam:
sehr viel Eiweiß im Urin, evt. Zyste am Eierstock (es könnte auch ein Ei gewesen sein, meinte meine befreundete Tierärztin, die sich gerade in diesem Bereich gut auskennt), Muskelschwund, kein Pilz, keine Räude, Nebennieren beidseitig klobig und inhomogen, rechtes Auge wirkt geringgradig eingesunken (das hatte sie schon von Anfang an; ich dachte immer, sie würde so komisch gucken aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen, den Blick, das Auge - wie soll ich`s nennen?! ...). Der Neurologe meint, sie hätte zu 97 % einen Hirntumor auf der rechten Seite. Begründung: die Ausprägung des rechten Auges; verminderte Pupillen-Reaktion auf beiden Seiten; sie läuft geradeaus, wenn sie nicht sehen kann, wohin sie läuft (d.h. sie sucht sich den Weg links rum, weil sie rechts schlecht sieht); die vergrößerten Nebennieren (diese stoßen vermehrt Cortison aus), Fellverlust, Muskelschwund (was nicht mit dem Alter zu begründen wäre, weil sie ja auch so viel gelaufen ist).
Diagnose: um mit Sicherheit diesen Tumor festzustellen, wäre ein CT nötig gewesen, d.h. vorige Narkose, was in ihrem Zustand äußerst kritisch wäre. Wenn ein Tumor dann festgestellt worden wäre, gäbe es die Möglichkeit der Operation.... Narkose...., Erfolg?!
Die letzten Tage wurde sie etwas langsamer beim Laufen, eine kurze Phase des schlechten Fressens in der Woche vor der großen Untersuchung. Das vermehrte Eiweiß im Urin deutete auf eine Niere hin, die evt. nicht mehr lange mitmacht. Ihre Lebensqualität ließ sehr zu wünschen übrig.
Es ist schwer, eine Hündin, die eigentlich noch so viel Leben ausstrahlt (was allerdings aufgrund des erzwungenden Drangwanderns der Fall war) und noch so wackere Augen hat (nicht so, wie man es bei Tieren kennt, die sich auf den Tod einstellen), einschläfern zu lassen, was der Rat der TiHo war. Wir haben noch Tage lang überlegt, was könnten wir ihr noch geben, was für sie tun, ... Es fiel uns nichts ein, außer dass wir ihr weiterhin Nähe und Wärme geben konnten die letzten Tage. Das haben wir in der letzten Woche versucht und sie war auch recht entspannt, war ziemlich ruhig, selbst, als sie noch einen letzten Besuch an ihrem letzten Tag von einem bekannten Hund bekommen hat. Sie ist nicht mal aufgestanden, hat nur so`n bisschen so getan, als würde sie mucken wollen. Aber eigentlich war ihr das egal. Die beiden befreundeten Tierärztinnen kamen, erzählten noch eine Weile mit mir, Motte kam noch einmal raus, hat noch was gefressen und wurde dann wieder von Martin hingelegt auf`s Sofa, auf dem sie viele Nächte mit einem von uns oder beiden und den Katzen verbracht hatte (sie hat oft unter der Decke geschlafen). Motte blieb auch ganz ruhig, selbst als wir zu viert um sie rum saßen. Es war etwas schwer, die Braunüle zu setzen und Motte musste sich dann doch noch aufregen . Sie schlief aber sofort ein, ganz ohne Dramatik, Zucken oder sonstwas.
Ich schreibe das alles (vor allem mit ihrem Krankheitsverlauf) so genau, weil ich denke, Infos weiterzugeben ist immer gut - vielleicht hilft der eine oder andere Hinweis mal einem anderen Tier, Hund oder Katze oder Hase oder...
Und ich hoffe, ich stimme Sie nicht allzu traurig....Dieser fast fertige Text liegt nun schon seit Wochen hier und ich hatte es immer wieder verschoben. Jetzt habe ich aber auch noch ein paar Fotos fertig gemacht.
Alles Gute für Ihre Arbeit!